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Mit Kindern meditieren

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Warum Meditieren

Man kann mit Kindern sehr schön meditieren. Und zwar überall. Aber warum sollen Kinder überhaupt meditieren? Meditation ist ein wichtiger Bestandteil des Yoga. Durch die Praxis wollen wir unsere Gedanken zur Ruhe bringen und im Hier und Jetzt ankommen. Kinder – vor allem die Kleinen – sind von Natur aus die besten Yogis. Hier ein Dir sicher bekanntes Beispiel: Du willst dein Kind schnell in den Kindergarten bringen, aber auf dem Weg muss jeder Stein, jede Blume angeschaut und untersucht werden.

Ich habe allerdings beobachtet, dass größere Kinder und Teenager lenken sich allerdings schnell ab, sind gestresst und fühlen sich überfordert. Hier kann Meditation helfen. Je früher die Kleinen mit Meditation in Berührung kommen, desto leichter wird es ihnen im späteren Leben fallen, „in der Sammlung“ zu bleiben

Es gibt zahlreiche Studien, die die positiven Auswirkungen von Meditation beweisen. Ich habe es selbst bei meinen Kinderyogagruppen erlebt. Einige Kindergartenkinder, sind laut Eltern ausgeglichener, können schneller einschlafen und ruhiger schlafen. Eine Schülerin berichtete, dass sie vor jeder Klassenarbeit einige Momente ihren Atem beobachtet, damit zur Ruhe kommt und sich besser konzentrieren kann.

Verschiedene Gegenstände als Meditationsobjekte nutzen

Um die Meditation zu vereinfachen, kannst Du verschiedene Gegenstände als Meditationsobjekte nutzen. Letztens haben meine Tochter und ich den Vormittag an der Elbe verbracht. Wir lagen auf einer Decke und haben Steine beobachtet, sie beschrieben und gefühlt. Im Anschluss haben wir uns Geschichten dazu ausgedacht. Die Steine kamen mit uns nach Hause und wurden bunt bemalt.

Ein anderes Hilfsmittel ist eine Kerze. Die Kinder können im Voraus die Kerze mit bunten Wachsplatten schmücken und persönlicher gestalten. Dann wird sie angezündet. Man beobachtet die Flamme der Kerze, ohne wegzuschauen – es reichen 1 bis 2 Minuten. Danach schließen die Kinder ihre Augen und spüren, wie es sich anfühlt. Vielleicht gibt es Bilder, die hinter geschlossenen Augen auftauchen?

Diese Technik wurde bereits im  Gheraṇḍasaṃhitā – einem der wichtigsten Hatha-Yoga Lehrbücher aus dem fünfzehnten Jahrhundert als eine Reinigungstechnik für die Augen beschrieben, wobei es sich dort um ein kleines Objekt handelt, eine Kerze wurde nicht genannt.

Einige Kindergartenkinder tun sich damit schwerer damit, ruhig zu sitzen, als andere. Deswegen kann man die Kerzenmeditation auch in Bewegung machen. Die Kerze steht z.B. auf einem kleinen Tablet oder einem anderen flachen Gegenstand. Ein Kind nimmt das Tablett mit der Kerze und geht ein paar Schritte zum Nächsten und reicht die Kerze weiter. Wichtig dabei ist, dass die Kerze auf dem Tablett stehen bleibt und nicht erlischt.

Gehmeditation

Ich habe die Gehmeditation durch Thich Nhat Hanh – einen Zen Meister, Pionier des Buddhismus in der Westlichen Welt, Friedenaktivist und Schriftsteller -.und den Dokumentarfilm über sein Leben „ Walk with me“ für mich entdeckt. Während der Gehmeditation konzentriert man sich auf den Vorgang des Gehens. Wie berühre ich die Erde? Wie stelle ich meine Füße? Wie fühlt sich das an? Dabei ist es wichtig, dass man möglichst nach unten schaut, um sich nicht abzulenken.

3-Minuten Meditation

Die 3-Minuten-Meditation von Anna Trökes ist mein absoluter Favorit. Sie ist ganz einfach und man kann sie schon mit Vorschulkindern durchführen.

Die erste Minute – Du stellst Dir die Frage „Wie geht es mir?“. Beachte dabei, dass es bei der Frage um Die Gefühle geht.

Die zweite Minute – Du beobachtest Deinen Atem und zählst die Atemzüge – Eins Einatmen, zwei – Ausatmen

Die dritte Minute – Du schenkst Dir ein Lächeln

Sei geduldig

Manchmal können oder wollen Kinder sich nicht auf die Meditation einlassen. Für mich bedeutet das „abzuwarten“. Man sollte nichts erzwingen und stattdessen mit dem Angebot an einem anderen Tag kommen. Wenn Du zu Hause meditierst, werden das Deine Kinder sehen und es höchstwahrscheinlich auch machen (wollen). Wenn Du das im Kindergarten oder Hort mit Deiner Gruppe ausprobieren möchtest, biete es einfach öfters an. Meine Yogagruppen freuen sich mittlerweile sehr auf die paar Minuten Stille während der Yogastunde.

Welche Erfahrung hast Du bei Meditieren mit Kindern gesammelt? Welche Meditationstechnik gefällt Dir am liebsten?

Quellen:

B.Bäumer (Hg): Patañjali, Die Wurzeln des Yoga .O.W.Barth Verlag, 2003, S. 21

P.Thomi (Hg): Das indische Yoga-Lehbuch Gheraṇḍa-saṃhitā. Buske Verlag, 2013, S. 23, V. 53

https://thichnhathanhfoundation.org/thich-nhat-hanh  16.04.2020